Kamelien: Pflege von Standort, Bewässerung, Düngung bis Schnitt

Kamelien – alles, nur nicht zickig

Als um 1770 die ersten Kamelien nach Deutschland kamen, waren sie dem ausschließlich dem Adel vorbehalten und schmückten die Orangerien und Parks. Aus dieser Zeit stammt auch die „Pillnitzer Kamelie“, die bis heute mit einer unverminderten Blütenpracht jährlich tausende Besucher begeistert.

Lange Zeit galten Camellia japonica als launisch, zickig und divenhaft. Völlig zu Unrecht! Denn wenn du einige Tipps berücksichtigst, wirst du ganz sicher lange viel Freude an dieser exotischen Schönheit haben.

Herkunft

Rund 300 Arten sowie unzählige Sorten und Hybriden umfasst die aus Ostasien stammende Familie der Teeblattgewächse. Neben der Tee-Kamelie, aus deren Blättern Grüner und fermentierter Schwarzer Tee gewonnen werden, gehört die Japanische Kamelie heute zu den beliebtesten Ziersträuchern.

Aussehen und Wuchs

Charakteristisch für die Pflanze sind ihre auffälligen Blüten, die oft an Rosen oder Pfingstrosen erinnern und je nach Sorte bis zu 15 Zentimeter groß werden können. Die Blätter der Kamelie sind dunkelgrün und glänzend. In milden Regionen können die aufrecht wachsenden Sträucher bis zu vier Metern hoch werden.

Sorten und Farben

Neben der Japanischen Kamelie gewinnt die Herbstblühende Kamelie (Camellia sasanqua) immer mehr Freunde. Möchtest du deine Kamelie auspflanzen, solltest du auf Camellia Oleifera-Hybriden zurückgreifen, die, mit Winterschutz versehen, auch kältere Temperaturen überstehen. „Polar Ice“ mit weißen, „Winters Dream“ mit rosafarbenen und „Fire N Ice“ mit orangeroten Blüten sind bekannte Vertreter für kältere Regionen.

Camellia japonica

Garten oder Topf?

Beides hat Vor- und Nachteile und hängt nicht zuletzt auch davon ab, wo du wohnst. In milden Gegenden, beispielsweise in Weinbaugebieten, an der Küste oder am Rhein gedeihen Kamelien ausgepflanzt im Garten. Als Solitärstrauch werden sie hier bei richtiger Pflege rasch zu großen Eyecatchern. Hältst du deine Kamelie im Topf, so hat das den Vorteil, dass du sie im Winter problemlos in ihr Quartier bringen kannst.

Standort

Auch wenn die Kamelie mit ihren Blüten sehr exotisch aussieht, so ist sie keineswegs eine Sonnenanbeterin. Viel lieber steht sie im Halbschatten. Auch eine halbschattige Terrasse oder ein Balkon, der nicht in der prallen Mittagssonne liegt, sind Wohlfühlplätze. Sollte sich für die Blütenschönheit dennoch kein anderer als ein Sonnenplatz finden, so musst du unbedingt darauf achten, dass die Pflanze gut mit Wasser versorgt wird.

Substrat und Pflanzung

Der Zierstrauch schätzt leicht saure Böden und hasst Kalk. Deshalb solltest du deine Kamelie in Rhododendron-Erde, die einen niedrigen pH-Wert hat, pflanzen. Eine gute Drainageschicht sowohl im Freiland als auch im Topf sorgt dafür, dass sich keine Staunässe bildet, in der die Wurzeln faulen könnten.

Bewässerung

Generell solltest du darauf achten, dass die Erde immer leicht feucht, ist, wobei Staunässe unbedingt zu vermeiden ist. Am liebsten mag die Kamelie abgestandenes Leitungs- oder noch lieber Regenwasser. Ab Oktober darfst du die Wassergaben reduzieren. Denk bitte daran, auch im Winter ab und zu die Erde zu prüfen und bei Bedarf an frostfreien Tagen etwas zu gießen.

Düngung

Salz und Kalk werden gar nicht vertragen, dafür aber große Mengen Stickstoff. Deshalb sollte deine Kamelie am besten mit einem Langzeitdünger für Rhododendron versorgt werden. Bitte reduziere die für Rhododendron vorgesehene Menge um die Hälfte. Entscheidest du dich für einen organischen Dünger für Moorbeetpflanzen, musst du im Mai noch einmal nachdüngen. Topfkamelien freuen sich über Grünpflanzendünger im Gießwasser alle 14 Tage; auch hier gilt: halbe Dosierung.

Schnitt

Generell sind Kamelien schnittverträglich. Du kannst also ohne Scheu deine Pflanze in Form bringen. Der ideale Zeitpunkt ist vor dem Austrieb im Frühjahr. Besonders Jungpflanzen wachsen durch diese Pflegemaßnahme zu kompakten Sträuchern heran.

Überwinterung

Hat die Pflanze Knospen angesetzt, so musst du unbedingt darauf achten, dass diese im März, April oder sogar noch im Mai keine Spätfröste abbekommen. Hier hilft die Abdeckung mit einem Fließ.
Kamelien, die im Topf oder Kübel gehalten werden, beziehen ihr Winterquartier an einer geschützten Hauswand, wo sie auch vor Nässe und kalten Winden geschützt sind. Optimal ist ein unbeheizter Wintergarten, in dem die Pflanze frostfrei überwintern kann.
Absolut tabu sind beheizte Räume wie etwa das Wohnzimmer, da sie bei Temperaturen, die für uns Menschen angenehm sind, schnell schlapp macht.

Partnerschaften

Wenn du deine Kamelie im Garten auspflanzt, sind geeignete Beetpartner beispielsweise Rhododendron, Hartriegel und Stauden, die ähnliche Bodenansprüche (pH-Wert) haben. Um die Kamelie allerdings richtig zur Geltung kommen zu lassen, empfiehlt es sich, sie als Solitärstrauch zu halten. Blumenrabatte und blühende Gartenbilder hin oder her: In diesem Fall ist weniger mehr!

Umtopfen

Junge Kübelpflanzen wünschen sich alle zwei Jahre nach der Blüte ein größeres Pflanzgefäß. Wichtig ist, auch im neuen Topf für eine gute Drainage zu sorgen. Beim Herausnehmen aus dem alten Topf solltest du darauf achten, behutsam vorzugehen, um die Wurzeln nicht zu verletzen.

Vermehrung

Ein Anzuchtkasten mit Bodenheizung, ein heller und halbschattiger Standort, Kopf-, Trieb-, Blatt- oder Knotenstecklinge und viel Geduld sind die Voraussetzungen, denn manchmal dauert es Monate, bis sich die ersten Wurzeln bilden.

Schädlinge und Krankheiten

Bei aller Sorgfalt kann es dennoch passieren, dass deine Kamelie krank oder von Schädlingen befallen wird. Im Winterquartier kann es zu Befall von Schild- und Wollläusen kommen. Hier hilft vorsichtiges Abwaschen mit einer schwachen Spirituslösung.
Wenn deine Kamelie eine braunrote Verfärbung der Blüten, begleitet von einem schimmelartigen Belag, aufweist, kann es sich unter Umständen um die hoch infektiöse und nur schwer zu bekämpfende Kamelien-Pest handeln.
Es gibt verschiedene Apps als „Pflanzen-Doktor“, die dir eine Diagnose und damit eine mögliche Behandlung erleichtern.

Kamelienkauf

Zu Jahresbeginn bieten Baumärkte, Supermärkte und Discounter oft Kamelien zu erschwinglichen Preisen an. Wenn du die Pflegetipps beherzigst, können auch diese Exemplare lange Freude bereiten.

Soll es allerdings eine ausgefallen Farbe, eine besondere Blüte oder eine bevorzugte Sorte sein, wirst du sicher in Gärtnereien, im Fachhandel oder bei spezialisierten Händlern fündig.

Wichtig bei allen Käufen ist, dass deine Kamelie gesund aussieht mit glänzenden Blättern und keinen Schädlingsbefall oder Pilzkrankheiten aufweist.

10 Pflege-Wohlfühl-Tipps für deine Kamelie

  1. Standort: lichter Schatten, Halbschatten, absonnig
  2. Boden: sauer, kalkarm (Rhododendronerde)
  3. Wasser: immer leicht feucht ohne Staunässe
  4. Dünger: Rhododendron oder Grünpflanzendünger in halber Dosierung
  5. Schnitt: nach der Blüte in Form bringen
  6. Überwinterung: ausgepflanzte Exemplare mit Winterschutz, Kübelpflanzen kühl am oder im Haus
  7. Umtopfen: junge Exemplare alle zwei Jahre
  8. Schädlinge und Krankheiten: mit einer entsprechenden App erkennen und rechtzeitig behandeln
  9. Blütenabwurf: Wechsel von Temperatur und Luftfeuchtigkeit vermeiden, Kamelie nicht umstellen
  10. Du: sich an einer von Jahr zu Jahr üppigeren Blütenpracht erfreuen

Fazit

Kamelien gehören zu den süchtig machenden Pflanzen. Wenn erst einmal eine Kamelie bei dir Einzug gehalten hat, wird die zweite nicht lange auf sich warten lassen… Und was kann es denn Schöneres geben, als in der trüben Jahreszeit in einem Meer von bunten Blüten zu schwelgen?